Eugenik und die religiöse Konstruktion menschlicher Normalität bei Mazdaznan
Autor/innen
Ramona Jelinek-Menke
Abstract
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts propagierten im englisch- und deutschsprachigen Raum autoritative wie Laien-VertreterInnen der religiösen Bewegung Mazdaznan ein System von Verhaltens- und Umgangsregelungen für die Zeugung von Kindern bzw. für Schwangere und den Umgang mit ihnen, um eine Höherentwicklung der Menschheit und damit ihre Erlösung zu erreichen. Wie sollte diese »vorgeburtliche Erziehung« im Einzelnen aussehen und welche Eigenschaften wurden durch sie angestrebt? In welchem funktionellen Zusammenhang steht die »vorgeburtliche Erziehung« mit weiteren Aspekten des Lehrsystems und welche Rückschlüsse lassen sich auf ihren Stellenwert in Lehre und Praxis Mazdaznans ziehen? Diese Fragen werden auf der Grundlage einer qualitativen Inhaltsanalyse von Quellentexten aus den 1910er Jahren beantwortet. In dem Artikel wird darüber hinaus diskutiert, inwiefern sich über die Analyse religiös konnotierter eugenischer Vorstellungen und Maßnahmen Rückschlüsse auf Normalitätskonstruktionen in Bezug auf die körperliche und geistige Konstitution des Menschen innerhalb religiöser Felder ziehen lassen. During the first three decades of the twentieth century in the english and german speaking sphere, leading representatives as well as laymen of the religious movement Mazdaznan advocated a code of conduct for sexual reproduction and pregnant women respectively. It aimed at creating a higher developed mankind, and, hence, reaching its salvation. How exactly was this »prenatal education« Imagined? Which qualities did it aspire? What functions does the idea of a »prenatal education« fulfill in the wider context of the Mazdaznan religious teachings? Which conclusions can be drawn with respect to its importance in their teaching and practice? By means of a qualitative content analysis, this article examines a range of sources from the 1910s. Moreover, it discusses in how far the analysis of religiously connoted eugenic ideas and practices helps in drawing conclusions about normative constructions of the physical and mental human constitutions in religious fields.